Das Geheimnis 2009
ein Theaterstück von Miro Gavran gespielt und gesungen von Julia Strehler und Barbara Stützel
George Washington, der erste Präsident der USA, ist gestorben. Nach seinem Tod fasst sich Witwe Martha ein Herz. In einem kurzen Schreiben lädt sie die junge Silvia, die als seine Geliebte galt, zu einem Gespräch ein. Sie erhofft sich von diesem Treffen die Wahrheit über die Beziehung ihres verstorbenen Mannes zu erfahren.
Silvia folgt der Einladung und tritt der gekränkten scharfzüngigen Ehefrau ebenbürtig und distanziert gegenüber. Beide Frauen werden in der folgenden Stunde mit Wahrheiten konfrontiert, die ihr gesamtes bisheriges Leben in Frage stellen.
„Das Geheimnis“ ist eine rasant erzählte Tragikomödie über die Frauen hinter den Mächtigen.
„Der kroatische Autor Miro Gravran erzählt die Geschichte um Schuldzuweisung, Selbstgerechtigkeit, wahre Gefühle und unerfüllte Liebe in einem anderthalb-stündigen Dialog. Der wird von den beiden Schauspielerinnen dynamisch und mit raumfüllender Präsenz vorangetrieben. Und wann immer dem Publikum eine Atempause gut täte, fügt die Inszenierung von Ingrid Braun eigene musikalische Intermezzi ein. Barbara Stützel und Julia Strehler können nämlich auch singen, was sie dramaturgisch geschickt nutzen.
In einer sparsam ausgestatteten Kulisse – ein Tischchen plus Stuhl auf Perserteppich, ein Bild an der Wand – erzeugen die beiden Schauspielerinnen eine zum Greifen dichte Spannung und lassen ihre Figuren mit großer darstellerischer Überzeugung eine unaufhaltsame Wandlung vollziehen.
Denn zwischen den Frauen steht ein Geheimnis, dessen Lüftung beider Leben infrage stellt. Barbara Stützel als furios-egozentrischer Gemahlin, zerfressen von Misstrauen und blind von Eifersucht, bleibt geläutert zurück. Julia Strehler als vermeintlich kühl-berechnende Geliebte entpuppt sich zwar als würdevollere, doch gesellschaftlich gescheiterte Existenz, die ihre Gefühle nicht im Geringsten unabhängig leben kann.
Doch keine Sorge, Besucher verlassen die Aufführung des Neuen Volkstheaters Fläming keineswegs bedrückt. Obgleich im Ganzen höchst tragisch, entbehren sowohl die Texte als auch das Spiel nicht der Komik und des Unterhaltungswertes, was das Publikum mit etlichen Lachern quittierte.“
Märkische Allgemeine Zeitung, 5. Mai 2009